Wer sind die Taliban?
Die Taliban sind eine Gruppe von 85.000 bis 200.000 islamistischen Kämpfern. 1994 wurden sie gegründet und sind eine deobandisch-islamistische Terrorgruppe. Bei ihrer Gründung bestanden die Taliban aus Mudschahedin des Krieges gegen die Sowjetunion. Erstmals beherrschten sie große Gebiete Afghanistans von September 1996 bis Oktober 2001, bis sie seit August 2021 wieder die Kontrolle über das Land ausübten. Bis 2013 war ihr Anführer Mullah Mohammed Omar. Sein Nachfolger hieß Akhtar Mansur, der 2016 bei einem Drohnenangriff getötet wurde. Ihr aktueller Anführer ist Hibatullah Achundsada. In Erscheinung traten die Taliban erstmals 1994 in der südlichen Stadt Kandahar in Erscheinung. Sie übernahmen die Macht in mehreren westlichen und südlichen Provinzen, Sie nahmen im September 1996 die Hauptstadt Kabul ein. Daraufhin errichteten sie das Islamische Emirat Afghanistan. Danach eroberten sie auch Gebiete im Norden. Im Jahr 2001 wurde ihre Regierung von Truppen der Afghanischen Vereinten Front in Zusammenarbeit mit amerikanischen und englischen Spezialeinheiten gestürzt. Die Anführer der Taliban konnten sich durch einen Rückzug nach Pakistan halten.
Wie ergeht es den Menschen unter der Macht der Taliban?
Die Taliban sagten vor und nach ihrer Machtübernahme, die Bevölkerung müsse sich nicht fürchten. Doch es gibt Berichte von brutalen Hinrichtungen gegenüber Regierungssoldaten in einigen Gebieten auch von Zivilisten und Zivilistinnen, die der Aussage der Taliban widerspricht. Sie sagten ebenfalls, dass es eine Pressefreiheit geben wird, jedoch wurden z.B. zwei Journalisten von Taliban-Kämpfern brutal zusammengeschlagen, nachdem sie von einer Demonstration, die in Kabul stattgefunden hatte, berichtet hatten. Frauen und Mädchen geht es unter dieser Regierung besonders schlecht, da Mädchen nur bis zur 6. Klasse die Schule besuchen, weitere Bildung in Schulen ist ihnen untersagt. Frauen dürfen fast keinen Job ausüben und auch öffentliche Plätze sind für sie tabu.
So setzen die Taliban Deutschland unter Druck
Die Taliban erkennen noch 5 afghanische diplomatische Vertretungen als legitime Vertretungen an. Diese sind in Spanien, Bulgarien, Tschechien, in den Niederlanden, aber auch die Botschaft in Deutschland in München. Die meisten europäischen Vertretungen der Taliban haben sich nach ihrer Machtübernahme von ihnen zurückgezogen und bekommen kein Geld aus Kabul mehr. Diese ehemaligen Vertretungen schicken aber auch keine Berichte mehr nach Kabul. Die Taliban erlaubten den Münchnern Pässe, Visa und andere Dokumente für die rund 420.000 in Deutschland lebenden Afghanen wahrzunehmen. Die Taliban hatten noch zwei Vertretungen in Deutschland, in Bonn und in Berlin. Mit diesen kooperieren die Taliban aber nicht, darum floriert das sogenannte Konsul in München. Das Münchener Konsul darf Anliegen von Afghanen nicht nur aus ganz Deutschland, sondern aus ganz Europa erledigen. Die Taliban könnten bald versuchen, eigene Leute in diplomatischen Vertretungen nach Deutschland schicken. In dieser Zeit will die Bundesregierung mehr Abschiebungen nach Afghanistan erreichen, deshalb würde dieses Szenario Deutschland unter Druck setzen. Da Deutschland keine Botschafter in Afghanistan hat, geht es, so ein Sprecher des Auswärtigen Amtes, das Verbindungsbüro in Doha und die dort ansässigen Vertreter zu halten. Bei großen politischen Anliegen, wie bei der Abschiebung von Straftätern nach Kabul aus Leipzig gab es nach eigenen Angaben keine technischen Gespräche, sondern es wurde auf die Hilfe von Vermittlerländern wie Katar zurückgegriffen.