Frösche in Not!

Die Amphibienwanderung in Wildeshausen

Frösche und Kröten, ein brenzliges Thema: Sind es glitschige oder doch eher kleine, niedliche Geschöpfe? Weil die Meisten, wie ihr vermutlich auch, sie eher als glitschig, vielleicht sogar eklig einstufen würden, bekommen die Tiere nun, zur Wanderungszeit, kaum Hilfe.

Und da wären wir auch schon beim Thema: Ihr kennt sicherlich die kleinen grünen Froschzäune, die von bis Mitte Februar bis Ende März am Waldrand stehen. Diese sind dafür da, um Frösche und Kröten von der Straße fernzuhalten. Denn entweder haben die Menschen es heutzutage einfach zu eilig oder es ist ihnen egal; auf jeden Fall werden sie sonst überfahren, da kaum jemand für sie hält. Die Froschzäune sollen sie davor bewahren.

Hinter den Froschzäunen sind meistens Eimer in den Boden eingelassen, in die die Frösche hineinfallen. Das ist vielleicht nicht sonderlich komfortabel, aber auch nicht gefährlich. Problematisch wird es allerdings, wenn sich zu viele Frösche bzw. Kröten in einem Eimer befinden. Dann stapeln sie sich nämlich und können leicht ersticken.

Doch warum sind die Froschzäune überhaupt notwendig? Frösche sind doch eigentlich für ihre Schnelligkeit bekannt, ein normaler Frosch schafft es, bis zu 1,5 Meter zu springen. Müssten sie denn dann nicht schnell genug weg sein, wenn sich z.B. ein Auto nähert? Ist ihnen die Gefahr nicht bewusst? Nein, das ist sie nicht. Hunderte Frösche werden allein auf einer Straße jedes Jahr überfahren. Sowohl Frösche als auch Kröten sind nach ihrer langen, immer noch nicht vollendeten Reise vom Wald zu ihren Laichgebieten, sehr erschöpft. Und besonders Kröten springen auch nicht wirklich, sondern krabbeln eher. Deswegen sind sie meistens viel zu langsam, um einem fahrenden Auto zu entkommen. Oftmals werden auch gleich zwei Frösche oder Kröten auf einmal überfahren, da sich diese zur Paarung aufeinanderstapeln. Das kleinere Männchen wird in diesem Fall vom starken Weibchen getragen.

Krötenpaar in Sicherheit.

Interview

Zu dem Thema habe ich mit meinem Vater, Frank Decker (FD), einem engagierten Amphibien-Retter, ein Interview geführt.

Die aktuelle Froschlage

Josie: Wie viele Frösche waren es dieses Jahr schon?

FD: Dieses Jahr lohnt es sich noch nicht. Es waren insgesamt ein Frosch und vier Kröten, zwei davon leider tot.

Josie: Ich habe mir aufgeschrieben, dass es letztes Jahr 1.200 waren. Werden es dieses Jahr mehr oder weniger?

FD: Das kann ich schwer sagen, weil wir ja nie die Rückwanderung im September/Oktober sehen. Eigentlich müssten genauso viele auf der Straße auftauchen wie auf der Hinwanderung zu den Laichgebieten. Da wir eine ziemlich lange Wärmephase im Frühling und Sommer hatte, könnte ich mir vorstellen, dass es dieses Jahr mehr werden.

Selbst in Aktion treten

Josie: Was machst du genau, wenn du rausgehst und die Frösche einsammelst?

FD: Die Frösche hüpfen in die Eimer oder sind am Amphibienzaun und wir bringen sie dann vorsichtig auf die andere Straßenseite in die Büsche oder dort, wo ein bisschen Laub ist. Sodass, wenn es kalt ist und sie in die Starre verfallen, dann nachts weiter wandern können. Wir sorgen dafür, dass sie die Straße überqueren können, ohne überfahren zu werden. Eigentlich tragen wir sie über die Straße. Sie ist zwar nicht stark befahren, aber die Leute achten nicht drauf, und dann sterben viele. In den letzten Jahren sind 30 – 50 % „Matsch gewesen“ und jetzt haben wir nur noch 2% Ausfälle, seitdem der Zaun da ist und wir das machen. Das ist schon eine deutliche Reduzierung der toten Amphibien oder andersherum eine deutliche Steigerung der lebenden Tiere.

Josie: Wie können andere Menschen, die hier leben, mithelfen?

FD: Die können das genauso machen. Dafür habe ich in unserer Ortsgruppe auf Facebook (Du bist Wildeshauser, wenn du,) auch einen kleinen Leitfaden geschrieben, damit die Menschen wissen, wie sie es machen müssen und wo sie die Eimer ausleeren können. Man sollte am besten die Tiere auf der anderen Seite nicht zu nah and der Straße, sondern lieber, nach Süden gedreht, in einen Busch setzen. Nach Möglichkeit nicht in Laternennähe, damit sie sich nicht sofort angezogen fühlen und dahin hüpfen. Es kann ruhig eine dunklere Stelle sein

Josie: Was sollte man nicht tun, wenn es um den Froschzaun geht? Oder um die Eimer?

FD: Autofahrer sollten nicht zu nah an den Zaun fahren. Es wäre schön, wenn die Hundebesitzer aufpassen, wo die Hunde hinmachen. Das ist für die Helfer netter. Wenn man bemerkt, dass der grüne Stoff irgendwo abgegangen ist, dass man ihn wieder anklemmt. Bitte nicht die Stangen rausziehen. Ansonsten gibt es nichts zu beachten.

Josie: Was ist, wenn viel Laub in den Eimern ist?

FD: Laub ist immer gut, damit die Tiere sich mit ihrer empfindlichen Haut nicht an den Graten im Eimer verletzen. Am besten ist es Garten- oder Plastikhandschuhe zu tragen, weil die Tiere sehr empfindlich auf Berührung reagieren. Manchmal verbleiben die Tiere eine ganze Nacht im Eimer, wenn wir z. B. um 8 Uhr abends und dann wieder um 8 Uhr morgens gehen. Dann ist Laub im Eimer nicht schlecht, weil sie nicht so schnell auskühlen, damit sie gleich weiterhüpfen können, wenn wir sie aus dem Eimer holen. Laub in den Eimern ist gut. Dann können sie sich drin verkriechen und kühlen nicht so schnell ab.

Die Organisation

Josie: Wer stellt den Zaun auf?

FD: Der Landkreis beauftragt eine Firma und die stellen die Zäune auf und bauen sie nach fünf bis sechs Wochen wieder ab, wenn die Froschwanderung beendet ist. Das erfolgt alles in Abstimmung mit dem Naturschutzbund Oldenburg.

Josie: Wann hast du zum ersten Mal gefragt, ob sie Zäune aufstellen können? Und warum wurden früher keine Zäune aufgestellt?

FD: Früher ist das gar nicht so erkannt worden. Und ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, zu fragen, ob sie Zäune aufstellen können. Das erste Mal gefragt haben wir 2019. Und das Ganze ist sehr unkompliziert gegangen. Man muss Zahlen abgeben, damit die Person im Landkreis eine Entscheidungsgrundlage hat. Seit 2020 fragt der Landkreis bei mir an, ob ich mich wieder um die Amphibienaktion kümmern kann, und teilt mir mit, wann der Zaun aufgebaut wird. Seit diesem Jahr ist der Zaun deutlich länger, so dass noch mehr Tiere gerettet werden können.

Josie: Wie viele Frösche haben wir früher rübergetragen?

FD: Früher haben wir nie richtig gezählt. Geschätzt waren es 400 – 500 Tiere, denen wir geholfen haben. Aber viele Tiere lagen auch tot auf der Straße.

Josie: Und jetzt sind es nur noch 2 % tote Frösche?

FD: Ja, und dass sind wahrscheinlich häufig Rückläufer, die wir zu nah an die Straße gesetzt haben oder unter eine Laterne. Manchmal rufen auch die Tiere aus dem Eimern, und die Frösche fühlen sich davon angezogen. Oder es ist schon so warm ab Mitte März, dass die Straße leicht angewärmt ist, dass sie sich auch gern auf den warmen Asphalt aufhalten anstatt auf dem kühleren Boden.

Wir haben nicht nur Kröten, sondern viele verschiedene Froscharten. Teichfrösche sind oft etwas glibberig, die gleiten einem schnell durch die Finger. Manchmal sind auch kleine Lurche dabei, schwarze Lurche mit einem roten Bauch.

Insgesamt ist es schön zu sehen, was da so los ist.

Zusammenfassung

Letztes Jahr wurden hier am Waldrand rund 1200 Frösche dank eines Froschzaunes und helfenden Mitbürgern gerettet. Nur ca. 30 starben, somit liegt die Todesrate bei nur ca. zwei Prozent. Wenn du helfen willst, beachte folgendes:

  • Frage beim Nabu nach einem Froschzaun
  • Trage die Frösche und Kröten über die Straße, drehe sie in Richtung Süden und setze sie nicht zu nah and die Straße. Immer ins Dunkle, nicht in Nähe von Laternen
  • Sage deinen Eltern, sie sollen vorsichtig fahren und nicht in die Nähe der Zäune
  • Trage Handschuhe
  • Passe auf, dass die Tiere genug hydriert sind
  • Gucke oft bei den Fröschen vorbei
  • Zähle die Tiere
  • Suche dir Helfer
  • Gehe erst nach 20 Uhr oder früh morgens
  • Wenn du keine Tiere siehst, ist es vermutlich zu kalt

Hier erreicht ihr den Nabu Oldenburg:

Telefon: 0441-25600

Mail: mail@nabu-oldenburg.de