„Die Übernahme von Verantwortung reizt mich“ – Interview mit unserem Schulleiter (Teil 1/2)

Leidenschaftlicher Hobbyfußballer

Seit April 2020 haben wir nun schon einen neuen Schulleiter, Herrn Langen, den wir euch in diesem Artikel vorstellen und als Person näherbringen wollen. Ende November 2020 haben wir, Jennifer (J) und Merle (M), das nachfolgende Gespräch mit ihm geführt. Da Herr Langen so freundlich war, sich Zeit für unsere Fragen zu nehmen, haben wir das Interview in zwei Teile aufgeteilt:

In Teil 1 geht es vor allem um Herrn Langens berufliche Laufbahn sowie seine Haltungen zu Fragen des Schulalltags.

In Teil 2 gibt Herr Langen einen Einblick in seine Schulzeit und ihr erfahrt mehr über ihn als Privatperson.

J: Wir freuen uns, dass dieses Gespräch zustande gekommen ist und dass Sie so freundlich auf unsere Ideen eingegangen sind.

L: Sehr gerne.

M: Kommen wir zu unserer ersten Frage: Warum haben Sie sich dazu entschieden, Schulleiter und noch dazu hier am Gymnasium Wildeshausen zu werden?

L: Die Leitung einer Schule dieser Größenordnung zu übernehmen, ist eine große Herausforderung. So etwas macht man nicht einfach aus Lust und Laune heraus. Rückblickend kann ich sagen, dass die Übernahme von Verantwortung mich sowohl gereizt, aber auch geprägt hat. Bereits in meiner Jugendzeit bin ich in unterschiedlichen kirchlichen und sportlichen Bereichen engagiert gewesen, in denen ich dann auch zunehmend Verantwortung übernommen habe. Sowohl in der katholischen Landjugend als auch dann im Berufsleben in der Schule: Durch meine Tätigkeit als Fachobmann für das Fach Religion konnte ich hier erste Erfahrungen über den eigenen Unterricht und Klassenleitung hinaus machen. Insgesamt  hat es mir Freude bereitet, an der Weiterentwicklung von Unterricht und Schule mitzuarbeiten, Bildungsprozesse zu initiieren und zu organisieren.

Nachdem ich dann fünf Jahre lang stellvertretender Schulleiter am Max-Planck-Gymnasium in Delmenhorst war, reifte in mir so langsam die Entscheidung, dass ich es wagen möchte, Schulleiter zu werden. Die Zusammenarbeit sowohl mit Schülern als auch Eltern, Kolleginnen und Kollegen empfinde ich als bereichernd und das Gymnasium Wildeshausen hat mich durch das reichhaltige Angebot, aber auch durch seine kleinstädtische ländliche Lage angesprochen.

J: Sie sind nun ja schon ein gutes halbes Jahr tatsächlich hier Schulleiter. Wie bewerten Sie Ihre bisherige Zeit am Gymnasium Wildeshausen?

L: Aufgrund der Corona-Pandemie war es neben den gängigen Herausforderungen, wenn man eine neue Stelle antritt, eine sehr intensive Zeit. Ich kam damals am 22. April noch zu Zeiten des völligen Lockdowns und es mussten sehr viele Entscheidungen hinsichtlich des Wiedereinstiegs in den Unterricht, der Umsetzung des Hygienekonzeptes getroffen werden. Ich bin sehr dankbar, dass ich hier ganz tolle Kolleginnen und Kollegen in der Schulleitung habe, insbesondere meinen Stellvertreter, Herrn Sudholz, die mich sehr unterstützt haben. Besonders hervorzuheben ist auch das Engagement vieler unserer Lehrkräfte, die unseren Schülerinnen und Schülern in dieser schwierigen Zeit der Corona-Pandemie eine gute Schulsituation bieten. Das heißt ganz konkret, neben einer guten Lernsituation auch Schule als Lebensraum, soweit es geht, zu schaffen und erhalten. Es ist toll, dass es uns gelungen ist, unsere Mensa im ersten Halbjahr nahezu durchgehend geöffnet zu lassen, dass der Ganztag in der bewährten Form stattfinden konnte, und dieses alles bei einem geringen Infektionsgeschehen an unserer Schule, sodass wir hier bisher keine Fälle hatten, sondern nur vorsorgliche Quarantänen.

M: Wie ist Ihre Einstellung zur Handynutzung auf dem Schulgelände? Das ist wahrscheinlich ein Thema, welches besonders in der Oberstufe aufkommt.

L: Das ist ja eine ganz schwierige Frage, die man von ganz unterschiedlichen Seiten aus angehen kann. Wenn Handynutzung durch die Lehrkraft im Unterricht zu fachlichen oder pädagogischen Zwecken erforderlich ist, und sie daher anregt, das Smartphone einzusetzen, dann finde ich das förderlich, weil ein zielgerichteter Einsatz moderner Medien neue Möglichkeiten eröffnet. Natürlich ist die Gleichbehandlung aller Schülerinnen und Schüler hier unbedingt einzuhalten.

Ich halte viel von direkter Kommunikation, d.h. von Gesprächen zwischen Menschen. Besonders auf dem Schulhof finde ich es wichtig das zwischen den Lernenden entspannt geplaudert wird. Unsere Handyordnung verhindert ein Zusammenstehen von vier Menschen, die alle nur auf ihrem Handy daddeln, und keiner spricht mehr miteinander. Und ich glaube, wir müssen uns noch viel stärker auf den Weg machen, verantwortungsvoll mit den modernen Medien umzugehen, um sie dann auch völlig freizugeben. Eine völlige Freigabe von Handys auf dem Schulhof zu gewährleisten, sehe ich daher im Moment noch nicht.

J: Unsere nächste Frage wäre: Wie wichtig ist es Ihnen, zum Beispiel Schülerinnen und Schüler bei etwaigen Projekten oder auch Zielen für die Schule mit einzubeziehen?

L: Dieser Bereich ist mir sehr wichtig, weil ich glaube, dass, wenn Schülerinnen und Schüler Ideen haben, die zuträglich für die Schule sind, dann gewinnt die Schule dadurch. Dem jetzigen Abiturjahrgang ist dies zum Beispiel im Oktober durch einen Spendenlauf gelungen: Zum einen haben sie Geld für ihre Abifeierlichkeiten eingenommen, zum anderen haben sie noch was für einen guten Zweck getan, indem sie dem Mehrgenerationen-Haus die Hälfte des erlaufenen Betrages gespendet haben. Neben diesem Projekt war die Aktion mit dem Verkauf von Decken und Handwärmern sicherlich situationsangemessen. Auch die von der Schülervertretung durchgeführte Nikolaus-Aktion lässt sich noch anführen. Also wenn die Schülerinnen und Schüler sich auf den Weg machen, Gutes zu tun, haben sie mich an ihrer Seite.

M: Unsere nächste Frage dreht sich um den Abi-Streich. Ein weiteres Thema, das wahrscheinlich interessanter für die Oberstufe ist. Wie stehen Sie dazu?

L: Die Abiturprüfung machen die Schülerinnen und Schüler in der Regel nur einmal. Bei erfolgreicher Bewältigung erhalten Sie dann das Abitur, das Reifezeugnis. Der Zeitraum ist zum einen geprägt von Prüfungen, intensivem Lernen, freizeitlichen Entbehrungen, zum anderen ist er auch verknüpft mit dem Schritt in eine Freiheit, dass man nun ein Studium oder eine Ausbildung beginnen kann. Und natürlich gehört da auch ein Abi-Streich dazu. Ich bin grundsätzlich nicht dagegen. Ein Abi-Streich, der originell und kreativ gemacht ist, der Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte so einbindet, dass keiner sich blamiert, dass keiner vorgeführt und lächerlich gemacht wird, ist gemeinschaftsstiftend und zum Abschluss einer Schulzeit auch gerechtfertigt. Natürlich ist dabei der Konsum von Alkohol nicht zu tolerieren. Ebenfalls abzulehnen ist, dass Lernende wie Lehrerende so nass gespritzt werden, dass sie eine zweite Garderobe mitbringen müssen. Die Durchführung eines Abi-Streiches hat viel mit Vertrauen zu tun, Vertrauen sowohl in Richtung meiner Person, als auch Vertrauen von mir in Richtung der Schülerinnen und Schüler. Und mir ist wichtig, wenn man Absprachen trifft, dass man sich dann auch daran hält. Ein Abi-Streich soll ja eine amüsante, kreative Form eines gestalteten Abschiedes von der Schule sein und keine Abrechnung mit Lehrkräften oder der Schule insgesamt.

J: Das fasst es wohl ziemlich gut zusammen, was es sein sollte. Dann nochmal eine Frage, die sich mehr in die Zukunft richtet: Wo sehen Sie unsere Schule in 5 Jahren?

L: Die Corona-Pandemie hat uns alle vor die Situation gestellt, wo auf einmal nicht mehr die Frage war, ob wir digitale Medien einsetzen sollen oder nicht, sondern wir mussten es einfach tun. Wir mussten einfach neue Wege gehen. Und wir sind sie gegangen, alle miteinander. Daher befinden wir uns auf dem Weg, eine verantwortungsbewusste Unterrichtsgestaltung mit modernen Medien hinzubekommen, wo analoge Medien, analoge Unterrichtsformen und digitale Unterrichtsformen sich ergänzen. Das wird eine ganz wesentliche Aufgabe  für die nächsten fünf Jahre sein. Begleitet wird der Prozess von einer ständigen Reflexion und Evaluation. Ich glaube, dass wir die Digitalisierung brauchen, dass es eine große Chance ist und deswegen sage ich auch, wenn wir hier im Pilotprojekt die Tableteinführung in dem Jahrgang 11 wagen, dann müssen wir klug vorgehen, um auch alle Schülerinnen und Schüler mitnehmen zu können. In Verbindung mit der Studien- und Berufsorientierung können wir unseren Schülerinnen und Schülern sicherlich dadurch noch bessere Voraussetzungen bieten. Auf diesem Weg sehe ich uns und deswegen kann ich Ihnen auch heute auch noch nicht definitiv sagen, wo wir in fünf Jahren stehen werden. Ich glaube, durch meine Erfahrung zu wissen, dass in den letzten zehn Jahren im digital-technischen Bereich deutlich mehr Neuerungen erfolgt sind als zuvor. Daher ist es wohl klug, zu schauen, wie wir diesen Prozess auch weiterhin für das Gymnasium Wildeshausen verantwortungsvoll gestalten.

Das war’s mit Teil 1 des Interviews mit Herrn Langen. Wir bedanken uns schon einmal recht herzlich bei Herrn Langen für dieses schöne Interview und hoffen, dass ihr auch den zweiten Teil, den wir nächsten Freitag (12.03.) veröffentlichen, lesen werdet.

Bleibt gesund,

Merle und Jennifer