Seit Jahren ist der Juni der Pride Month und soll an die Stonewall Proteste von 1969 erinnern, bei denen Mitglieder der LGBTQIA+-Community sich gegen die Polizei auflehnten und für ihre Rechte protestiert haben. Mittlerweile gilt Homosexualität zwar in vielen Ländern nicht mehr als Verbrechen, aber bis dies in der ganzen Welt so ist, muss noch viel getan werden und um das zu erreichen, ist unter anderem der Pride Month da.
Auch an unserer Schule gibt es einige queere Menschen, mit denen ich viel über den Pride Month, aber vor allem über LGBTQIA+ im Allgemeinen und den Umgang damit in der Schule und in der Gesellschaft geredet habe.
Warum läufst du mit Flagge(n) rum?
Ich hatte schon länger mit dem Gedanke gespielt im Pride Month mit meiner Bi-Flagge rumzulaufen, brauchte jedoch noch den letzten Anstoß dafür. Den Anstoß dafür hat mir dann mein bester Freund gegeben, da er mit seiner Trans-Flagge rumläuft und ich so wusste, dass ich dann nicht die einzige Person sein würde, die mit Flagge rumläuft. Des Weiteren war ich mir nach 5 Jahren sehr sicher damit, auch in der Schule komplett offen zu zeigen, dass ich bisexuell bin und das dies halt eben nicht der „Norm“ entspricht.
Im Allgemeinen sind wir uns in unserer Gruppe einig gewesen, dass wir mit Flaggen rumlaufen, um zu zeigen, dass es an dieser Schule auch queere Menschen gibt und vielleicht ungeouteten Schüler*innen zu zeigen, dass sie nicht allein mit ihrer Sexualität oder ihrem Gender sind. Des Weiteren ist einigen von uns auch wichtig gewesen, den Pride Month zu zelebrieren und aufmerksam zu machen, dass der erste Pride ein Protest war und wir auch heute in der Thematik noch viel protestieren und kämpfen müssen.
Was wünscht du dir für die Zukunft, wenn es darum geht, wie mit dem Thema LGBTQIA+ in der Schule umgegangen wird? Wie und wo soll es behandelt werden? Wie sollen Lehrer*innen damit umgehen?
Ich wünsche mir, dass das Thema mehr Sichtbarkeit in der Schule findet und man nicht mehr das Gefühl hat, dass es totgeschwiegen wird, da es, zumindest in meinem Fall, zu dem Gefühl gefühlt hat, dass ich unnormal bin. Um mehr Sichtbarkeit für dieses Thema zu schaffen, sollte es intensiver im Unterricht behandelt werden, wobei es fast schon egal ist, in welchem Fach es stattfindet. Im Sexualkundeunterricht sollte noch dazu thematisiert werden, dass es wichtig ist, dass auch gleichgeschlechtliche Paare verhüten und womit sie dies tun können.
Wir sind uns untereinander einig geworden, dass die Behandlung von Schüler*innen sich nicht ändern sollte, nur weil diese nicht hetero sind. Es sollten alle, unabhängig ihrer Sexualität, gleich behandelt werden. Ein weiterer Punkt ist, wie bereits erwähnt, dass man das Thema offen im Unterricht behandeln muss und darüber aufklären muss, in der Hoffnung, Homophobie weitgehend abzubauen. Ein weiterer Wunsch ist, dass bei Beschreibungen eines Bildes nicht direkt durch das Aussehen der Personen auf das Geschlecht geschlossen wird. Auch über Intersexpersonen und die Nutzung von geschlechtsneutralen Pronomen sollte man mehr reden und aufklären.
Was muss sich in der Gesellschaft ändern in Bezug auf das Thema LGBTQIA+?
Es fehlt in der Gesellschaft weiterhin an Toleranz und Akzeptanz für gleichgeschlechtliche Paare sowie dafür, dass es Menschen gibt, die trans oder nicht-binär sind. In Deutschland ist zwar sicherlich eine größere Toleranz feststellbar, als in anderen Ländern, wie z.B. Russland, und es hat sich gerade in den letzten Jahren hier in Deutschland in eine positivere Richtung gewandelt, von tiefgreifender Akzeptanz und Toleranz, die sich durch alle Schichten zieht, sind wir aber auch hier noch ziemlich entfernt und ich verstehe nicht, warum. Als queere Person akzeptiere ich doch auch, wenn Mann und Frau zusammen sind und eine heteronormative Beziehung führen. Es sollte also auch andersherum eigentlich kein Problem sein.
Man sollte anfangen Kindern das Thema ab einem bestimmten Alter zu erklären, sodass die Akzeptanz bereits in einem frühen Alter beginnt und man bereits früh lernt, dass Sexualität nichts ist, was man sich aussucht. Des Weiteren sollte man auch darüber aufklären, dass Witze über Sexualitäten nicht witzig sind und durchaus verletzend sein können. Auch die Unterstützung von Unternehmen etc. sollte weiter wachsen und sich auch über den Pride Month hinaus erstrecken.
Man könnte hier noch weiteres ausführen, jedoch dachte ich mir, es sei erstmal wichtig, die Sachen zu nennen, auf die wir uns einigen konnten, da man sowieso nicht alles auf einmal umsetzen könnte.
Im nächsten Jahr wird der Pride Month sicher auch wieder zelebriert werden, wenn auch ich den dann nicht mehr in der Schule zelebrieren kann.