Millionen Deutsche fahren Ski oder Snowboard. Bei diesen Freizeitaktivitäten kommt es besonders häufig zu Unfällen und Verletzungen. Wie du auf der Piste Erste Hilfe leistest und was es dabei zu beachten gibt, wird in diesem Artikel erklärt:
Knochenbrüche und Sehnenverletzungen passieren am häufigsten
Immer wieder verletzen sich Sportlerinnen und Sportler beim Skifahren oder Snowboarden – etwa 36.000 bis 38.000 Deutsche müssen jedes Jahr nach einem Skiunfall behandelt werden. Die Ursachen sind häufig mangelnde Erfahrung und fehlende Kondition: Die Skifahrerinnen und Skifahrer überschätzen sich und ihre Fähigkeiten, wärmen sich nicht ausreichend auf, sind zu schnell auf den Pisten unterwegs. Sie stürzen oder stoßen mit anderen Fahrerinnen und Fahrern zusammen. Die häufigsten Folgen bei Skiunfällen sind Knochenbrüche und Sehnenverletzungen. Positiv fällt dabei ins Gewicht: Da immer mehr Skifahrerinnen und Skifahrer Helme tragen, sind Kopfverletzungen tendenziell rückläufig. Um Unfallopfern auf der Piste möglichst schnell und effektiv helfen zu können, solltest du die hier aufgelisteten Maßnahmen für Erste Hilfe beim Skifahren berücksichtigen.
Zuerst die Unfallstelle absichern
Die Sicherung hat bei Erster Hilfe immer oberste Priorität – das gilt natürlich auch in den Bergen und auf der Piste. Deshalb sichere als erste Maßnahme das Gebiet ab, um weitere Unfälle zu vermeiden und dich, das Unfallopfer und andere Wintersportlerinnen und Wintersportler zu schützen. Dafür stellst du etwa fünf bis zehn Meter oberhalb der Unfallstelle ein Paar Ski über Kreuz in den Schnee. Hat sich der Skiunfall direkt unter einem Hügel oder hinter einer Kurve ereignet, bring die Markierung oberhalb der Kuppe oder vor der Kurve an.
Wichtig: Wenn die Unfallstelle eng/schmal ist, an einer sehr unübersichtlichen oder auch sehr steilen Stelle liegt, kann es nach vernünftigem Abwägen sinnvoll und nötig sein, das Unfallopfer an den Pistenrand zu bringen. Aber entscheidend dabei ist: Das Unfallopfer sollte keine Kopf-, Nacken oder Rückenverletzungen haben! Sonst kann die Verletzung durch die Bewegung noch verschlimmert werden; mit gegebenenfalls fatalen Folgen.
Vitalzeichen des Unfallopfers checken
Bevor du den Notruf wählst, verschaffe dir einen schnellen Überblick, wie es dem Unfallopfer geht. Ist die- oder derjenige ansprechbar? Ist die Atmung normal und regelmäßig? Sind Puls und Atmung stabil? Gibt es sichtbare Verletzungen und offene Wunden? Versuch dir auf jeden Fall Hilfe zu organisieren, mache andere Skifahrerinnen und Skifahrer auf euch aufmerksam. Im Idealfall werden der Notruf und die Erste-Hilfe-Maßnahmen parallel eingeleitet.
Wenn das Unfallopfer bewusstlos ist, seine Vitalzeichen aber stabil sind, bringe die Person in die stabile Seitenlage und rufe sofort die Bergrettung. Sollte die- oder derjenige nicht mehr atmen, starte sofort mit einer Herzdruckmassage und Mund-zu-Mund-Beatmung – es kommt auf jede Minute an!
Achtung: Wegen dem Coronavirus haben viele Ersthelferinnen und Ersthelfer Sorge vor einer Ansteckung. Als Alternative kannst du die Herzdruckmassage durchdrücken – also die Pausen, die sonst während der Mund-zu-Mund-Beatmung gemacht werden, weglassen und ohne Unterbrechungen das Herz massieren. Wichtig: Dafür muss der Kopf der Patientin beziehungsweise des Patienten überstreckt sein.
So rufst du den Rettungsdienst
Beim Skifahren solltest du immer ein (geladenes) Handy mitführen, um im Ernstfall Hilfe rufen zu können. Neben der internationalen Notrufnummer (112) kannst du auch direkt die Bergrettung informieren.
Unter diesen Nummern erreichst du die alpinen Helferinnen und Helfer. Am besten speicherst du eine der Nummern ein:
- Deutschland: 112
- Österreich: 140
- Schweiz: 1414 (Schweizerische Rettungsflugwacht) oder 144 (Bergrettung)
- Italien: 118
- Frankreich: 15 (Rettungsleitstelle Chamonix)
Wichtig: Auch wenn du auf der Piste kein Netz hast, verfügen fast alle Mobiltelefone heute über eine Notruffunktion (die auch ohne PIN-Eingabe funktioniert, also gegebenenfalls auch mit dem Mobiltelefon des Unfallopfers). Diese Anrufe werden automatisch an die internationale Nummer 112 geleitet.
Diese Informationen braucht die Bergrettung
Du solltest möglichst detaillierte Angaben machen, wo, wann und wie sich der Unfall ereignet hat, wer verletzt ist und um welche Verletzungen es sich handelt. Um den Ort beschreiben zu können, solltest du dir sicherheitshalber immer merken, auf welcher Piste (Nummer) du unterwegs bist und an welcher Liftstation du ausgestiegen bist. Hilfreich können auch Schilder sein (etwa mit Zahlen), farbliche Markierungen am Pistenrand oder markante Punkte in der Umgebung (wie Bergspitzen, Hütten, Wälder, Felsformationen etc.). Diese Informationen sind wichtig, damit die Retterinnen und Retter zügig den Unfallort erreichen können. Wenn das Gelände unwegsam ist, informiere darüber auch gezielt – vielleicht müssen die Höhenretterinnen und Höhenretter alamiert werden. Auch wichtig: Nenne deinen Namen und deine Telefonnummer, damit du für die Bergrettung erreichbar bist.
Erste Hilfe beim Skiunfall – das solltest du wissen
In vielerlei Hinsicht orientiert sich Erste Hilfe beim Skiunfall oder bei einem Lawinenunglück an üblichen Maßnahmen bei Sportverletztungen. Übrigens: Um Wunden zu versorgen oder Unfallopfer warm halten zu können, ist es sinnvoll, bei Skiausflügen ein Erste-Hilfe-Kit speziell für die Berge im Rucksack dabei zu haben.
Wichtige Maßnahmen beim Skiunfall:
- Sprich das Unfallopfer an und rede mit ihr oder ihm. Vermutlich steht die- oder derjenige unter Schock. Wirke also beruhigend auf sie oder ihn ein!
- Versuche, schwerwiegende Verletzungen auszuschließen. Kann die oder der Verunglückte Zehen und Finger bewegen? Hat sie oder er Gefühl in den Körperteilen? Das könnte gravierende Wirbelverletzungen ausschließen – und das Unfallopfer könnte, wenn dies nötig ist, an den Pistenrand gebracht werden.
- Entferne, aber nur sehr vorsichtig, den Skihelm. Mach dabei keine schnellen Bewegungen, stütze den Kopf und versuche, ihn möglichst kaum zu bewegen.
- Halte die oder den Verletzten warm. Das ist sehr wichtig. Denn: Wer länger im kalten Schnee liegt, kann Unterkühlungen und sogar Erfrierungen erleiden. Letztere erkennst du, wenn die Haut weiß und unempfindlich wird. Beuge dem vor: Wenn das Unfallopfer bewegt werden kann (keine Verletzungen im Rücken-, Nacken-, Kopfbereich), lege die Rettungsdecke aus dem Erste-Hilfe-Set mit der goldenen Seite auf den Boden und die oder den Verletzten darauf. Kann das Unfallopfer nicht bewegt werden, decke es mit der Decke zu. Auch warme Getränke können helfen oder leichte Massagen, die die Durchblutung der betreffenden Körperstellen anregen.
- Gibt es sichtbare Verletzungen? Durch Kanten von Ski oder Snowboards, aber auch durch hart gefrorene Schneedecken, kommt es oft zu Schnittwunden. Sind sie tief und stark blutend, lege einen Druckverband an. Notfalls kannst du die Wunden auch mit einem Schal oberhalb der Verletzung abbinden, wenn die Blutung zu stark ist. Lagere das verletzte Körperteil hoch.
- Bei Verdacht auf verletzte Bänder oder Sehnen sollte das betreffende Körperteil hoch gelagert werden.
- Schmerzende Stellen, die anschwellen (etwa an Knie, Schulter, Ellenbogen), solltest du kühlen.
- Gebrochene Körperteile sollten ruhiggestellt und am besten auch gekühlt werden.
Rücksicht beim Skifahren ist wichtig
Viele Unfälle passieren, weil die Alpinsportlerinnen und Alpinsportler zu unerfahren sind – sie sind untrainiert, wärmen sich nicht auf, gehen zu hohe Risiken ein. Vermeide das, indem du dich schon im Vorfeld vorbereitest und aufwärmst, direkt bevor es auf die Piste geht. Überschätze dich nicht – und wähle eine Piste, die deinen Leistungen entspricht. Und wichtig: Halte genügend Abstand zu den Vorausfahrenden und nimm stets Rücksicht auf alle anderen!
Jetzt solltest du gut auf den nächsten Skiurlaub vorbereitet sein und im Notfall schnell und sicher handeln können. Wenn du mehr über das Rettungssystem in Duetschland wissen möchtest, schau doch mal bei https://gwz.news/globales/gesellschaft/die-rettungskette-wie-ist-das-deutsche-rettungssystem-aufgebaut/ rein.