Wir, Jonas Moldenhauer und Noel Gatz, haben uns gefragt, ob sich die landwirtschaftlichen Betriebe noch rentieren. Jeder kennt die fertige Wurst oder Milch im Laden und dann auch zu Hause, aber kaum einer kennt die Abläufe dahinter. Wir haben uns mit ein paar Landwirt/innen unterhalten, die in den verschiedenen Landwirtschaftsarten vertreten sind (Ackerbau, Tierhaltung, Forstwirtschaft).
Kannst du dich und euren landwirtschaftlichen Betrieb einmal kurz vorstellen?
Klar! Ich bin Thore Meyer, 19 Jahre alt und besuche zurzeit die 13. Klasse des Beruflichen Gymnasiums Wildeshausen mit dem Schwerpunkt Wirtschaft. Unser familiär geführter landwirtschaftlicher Betrieb ist seit mindestens 250 Jahren im Familienbesitz und hat sich stets weiterentwickelt. Der Schwerpunkt unseres Betriebs ist die konventionelle Schweinehaltung mit der Tierwohlstufe zwei. Den Ackerbau bewerkstelligen wir zusammen mit einem Nachbarbetrieb und bauen eine Fruchtfolge mit Roggen, Raps, Gerste, Mais und Weizen an.
Wieso arbeitet ihr im Bereich Ackerbau mit eurem Nachbarbetrieb zusammen? Hat das betriebswirtschaftliche Gründe?
Ich sehe in der seit sechs Jahren bestehenden Maschinengemeinschaft zum einen den Vorteil, dass wir eine höhere Auslastung der teuren Maschinen erreichen und sie sich dadurch schneller amortisieren. Dies hat zur Folge, dass wir uns durch die Gemeinschaft erlauben können, in neue, technisch hochwertige Maschinen zu investieren, um so umweltschonend wie möglich qualitativ hochwertige Lebensmittel für euch zu produzieren. Zum anderen ist es eine Sicherheit für beide Betriebe: Falls jemand krank wird oder in den Urlaub fährt, kann schnell und unproblematisch ausgeholfen werden. Solch eine Maschinengemeinschaft funktioniert nur, wenn beide Parteien an einem Strang ziehen und eine ehrliche sowie zuvorkommende Umgangsweise pflegen.
Du hast die hohen Maschinenkosten angesprochen, auch im Stallbereich werden die Kosten auf einem hohen Niveau sein, oder? Meine Frage an dich lautet nun, ob sich der ganze Aufwand überhaupt noch lohnt?
Du hast recht. Auch in der Schweinehaltung sind die Kosten unberechenbar geworden und massiv gestiegen, egal ob es Reparaturen im Stall sind oder der Einkauf des Futters. Das liegt daran, dass wir seit ca. vier Jahren weltweit rasant, wandelnde Kostenveränderungen haben, die zum einen durch die Coronakrise, aber auch durch den Ukraine-Krieg, als es zur Getreideknappheit kam, zustande kamen. Diese stark volatilen Kosten stellen jeden einzelnen Landwirt vor große Herausforderungen, denn auf der einen Seite werden die Produktionskosten unberechenbar und auf der anderen Seite können die Landwirte die entstehenden Kosten nicht einfach an den Endverbraucher weitergeben, da der Lebensmitteleinzelhandel die Preise festlegt. So bleibt der Landwirt auf den hohen Kosten sitzen. Um auf deine Frage zurückzukommen: Ja, momentan hat meine Familie vor, den Betrieb weiterzuführen. Aktuell geben jedoch viele Betriebe in der Schweinehaltung ihre Tätigkeit auf. Das zeigt, wie kritisch die Zukunft bei vielen Betriebsleitern gesehen wird und eine gute Ausbildung zwingend notwendig ist.
Abschließend möchte ich dich fragen, ob du den Familienbetrieb später weiterführen möchtest?
Ich hoffe auf die Chancen, welche sich durch die vielen Krisen ergeben und einen hoffentlich neuen positiveren Blick der Gesellschaft auf eine bäuerliche und regionale Lebensmittelproduktion. Da ich optimistisch an die Sache rangehe, gehe ich zunächst nach meinem Abitur eine Ausbildung zum Landwirt an und anschließend möchte ich ein Studium im Bereich Agrarwissenschaften in Osnabrück belegen.
Außerdem haben wir noch das Lohnunternehmen „Haske“ interviewt. Wir haben uns dieses Lohnunternehmen ausgesucht, weil es bei uns in der Region sehr präsent ist. In diesem Unternehmen arbeiten 15 Festangestellte, außerdem sind 15-20 Saisonkräfte in dem Unternehmen aktiv.
Was sind die meisten Aufträge?
Also am meisten machen wir Gras- und Maisernte sowie Getreideernte, aber auch sehr viel Gülle oder sonst Mais- und Getreideaussaat.
Wann wurde das Lohnunternehmen gegründet?
1978 von Fred Haske.
Rentiert sich das ganze Unternehmen noch?
Ja, aber im Moment wird alles teurer, also Personalkosten aber auch Sprit und die Maschinenanschaffung und Maschinenreperaturen.
Wie viele Hektar werden bewirtschaftet und haben Sie eigene Flächen?
Also eigene Flächen haben wir gar nicht, aber die Flächen, die wir bewirtschaften belaufen sich auf 10.000 Hektar.
Wie viele Maschinen und Geräte haben Sie?
Wir haben 120-150 Maschinen, aber nur 70-110 angemeldet. Außerdem fahren wir an Traktoren nur Fendt-Maschinen in der Größe ,,Vario 724 (mit 237 PS) – Vario 942 (mit 415 PS).“ Außerdem haben wir 5 LKWs von MAN und sonst Häcksler und Mähdrescher von CLAAS und alle haben GPS (eine Art KI, die die Landmaschinen millimetergenau über das Feld steuert und für eine sehr genau Aussaat sorgt). Im Güllebereich haben wir zwei Selbstfahrer (das sind ,,Güllefässer“, die aus ,,eigener Kraft“ fahren und nicht von einem Traktor gezogen werden müssen) von VREDO mit ca. 750 PS (VREDO VT 7028-2). Sonst noch ein Güllefass mit 30 Metern Arbeitsbreite. Wenn man nur Maschinen von einer Marke hat, ist dies ein Vorteil, da man keine tausenden verschiedene Ersatzteile braucht.
Zudem haben wir noch ein kleinen Betrieb in Raum Hannover besucht.
Wie viele Hektar bewirtschaftet ihr?
Wir haben ca. 200 ha, aber wir haben die meisten Flächen nur gepachtet.
Rentiert sich das noch?
Kommt drauf an, was man macht. Auch ein kleiner Hof kann sich lohnen. Direkt Vermarktung ist aufwendig, lohnt sich mehr, Verkauf an Supermärkte auch. Politik macht es montan aber nicht leicht.
Jonas und ich haben einen eigenen WhatsApp-Kanal. Wenn wir euer Interesse geweckt haben, dann könnt ihr den gerne abonnieren. Wenn ihr eigene Bilder oder Videos von Landmaschinen habt, denn könnt ihr die an die folgende Email-Adresse schicken.
Werbung
agrarspotting-lk-oldenburg@gmx.de
https://whatsapp.com/channel/0029VaSBDA2Ae5VsjrklOG3l
(Agrarspotting LK Oldenburg)
Quellen
-Lohnunternehmen Haske
– Thore Meyer
– Kartoffenhof Hahn
-Eigenes Wissen